Zusatzkapitel

INHALTSVERZEICHNIS
1. Denken und Wissen
2. Wahrnehmen, Denken, Intuition und das Tun

Denken und Wissen

Angeregt durch ein Video von Axel Burkart mit dem Thema „Denken ist Macht – nicht Wissen“ möchte ich tiefer ins Thema „Denken und Wissen“ eintauchen. https://www.youtube.com/watch?v=gQvZFsJTOks

 

Wie bereits in meinem Buche DAS BEWUSSTE Schöpfer-Sein (dasbewussteschoepfersein.ch) dargelegt: Das Denken ist gegenwärtig, ist im Jetzt. Schwierig ist es, sich dessen gleichzeitig bewusst zu sein.

Wir benutzen unser Auge zum Sehen, und nur selten sind wir uns gleichzeitig dessen als Sinnesorgan bewusst. Ebenso verhält es sich mit dem Denken. Es ist unser Auge für die geistigen Zusammenhänge, für die geistige Welt.

Ist unser Denkakt getan, so bleiben dessen Spuren zurück: Das Gedachte. Es ist zum Beispiel niedergeschrieben in einem Artikel oder wird ausgeführt als Programm in einem Rechner. Beim Denkakt ist tief unser Wille mit drin. Unser Denken schafft Klarheit und bringt Licht ins Dunkel, ist also verwandt mit dem Lichte. Löse ich ein Problem damit, wirkt mein Denkakt heilend, erlösend, befreiend, ist also stark mit den Gefühlen verbunden. All dies bildet unseren Erfahrungsschatz, unser persönliches Wissen.

In dem Sinne ist Wissen Gedachtes. Wissen ist ebenso Erfahrenes. Wenn ich die heisse Kochplatte anfasse, verbrenne ich mir die Finger. Wenn ich darüber nachdenke, erinnere, wird es zum bewussten Wissen.

Somit haben wir das gegenwärtige Denken einerseits und das Gedachte als unsere bewusste Wissensdatenbank andererseits.

Im physischen Raum oder in der Zeit können wir kartieren. Eine Karte oder ein Fahrplan gibt uns Orientierung. Sie sind jedoch einseitig, zweckgebunden. Es findet sich nicht alles drauf. Die Kartenschreiber oder Fahrplanschreiber haben die Macht zu entscheiden, was gesehen wird und was nicht.

So wie es Karten für den Raum gibt, macht es Sinn, auch von geistigen Karten zu sprechen. Die Mindmap ist ein gängiger Begriff in der heutigen Zeit. Wir kartieren im Geiste und schreiben es geeignet nieder. Auf diese Weise sammeln wir unser Wissen im Kollektiven. Die Macht liegt bei denjenigen, die das Wissen publizieren, die entscheiden, was gedruckt wird und was nicht.

Mit meinem eigenen Denken in der Welt erschaffe ich mein eigenes bewusstes Wissen. Dort erarbeite ich meine Sicherheit und meine Freiheit im Überblick. Das Wissen von aussen ist grundsätzlich eine Frage des Glaubens oder Vertrauens. Es ist zu prüfen, und dann kann ich es mir so innerlich vermerken.

Ich muss mir bewusst werden, dass solches Wissen grundsätzlich einseitig ist. Das Bedürfnis, nach der Gegenseite zu forschen, entsteht und ich fasse den Entschluss, nachzuhaken, zu recherchieren. Damit komplettiere ich das bereits auf dem Tablett servierte Wissen. Hier erwacht der freie, eigenständige Mensch, der sich nichts mehr sagen lässt. Denken macht unabhängig, frei.

So unterscheiden wir unser eigenes, gegenwärtiges Denken, unser eigenes Gedachtes und damit eigenes Wissen …

  • … gegenüber dem vorgekauten Gedachten, dem Wissen von aussen, welches im Bereich des Glaubens oder Nichtglaubens, des Vertrauens oder Misstrauens liegt, solange ich es nicht selbst mit dem eigenen Denken hinterfragt und durchdrungen habe.
  • … gegenüber dem von innen, worunter durch die Angst provozierte Reflexe oder programmierte Verhaltensweisen, nicht von unserem Denken durchdrungene Erfahrungen zu verstehen sind.

Die heutige Situation im Aussen ist insofern prekär, weil wir einerseits mit einer Informationsflut umgehen müssen und sich andererseits in den Fundamenten der Gedankengebäude Verzerrungen, Fehler oder gar Lügen befinden. Hier müssen sich die Freidenker vereint an die Arbeit machen, was ja auch geschieht. Wir hören nur nicht viel davon in den Medien.

Als Paradebeispiel empfehle ich, den Lichtversuch mit dem Prisma selbst nachzuvollziehen. Wir können einen Schatten durchschicken bei Tageslicht, am besten direkt mit der Sonne, anstelle eines Lichtspaltes in einer Dunkelkammer. Der Schatten eines Zahnstochers ist zum Beispiel hierfür geeignet. Je nach Position des Papiers hinter dem Prisma erscheinen farbige Kanten, die, wenn sich die von den Kanten resultierenden Farben vereinen, bis zum Gegenspektrum über das Magenta führen. Die Gegenfarbe Magenta auf hellem Hintergrund anstelle von Grün lässt sich finden. Das Farbenspektrum, wie es in den Lehrbüchern steht, bildet nur einen Spezialfall von unzähligen Phänomenen. Ebenso treten nicht einzelne Farben aus dem Prisma heraus, sondern farbige Kanten. Es ist legitim, auch von einem Farbenkreis im physikalischen Sinne zu sprechen.

Hier scheiden sich die Geister Newton und Goethe in der Geschichte. Die Kartenschreiber der Wissenschaft sind Newton gefolgt.

Die heutige Situation im Innen zeigt sich nicht minder prekär. Wir haben Kollektivtraumata aus dem Weltgeschehen zu verarbeiten. Diese stecken tief in die ‚Knochen‘ jedes Einzelnen. Bewusstes Heraufholen, ins Licht des Bewusstseins Heben und mit dem Denken Verarbeiten erlauben mir, meine persönliche Situation im Innen mindestens zu kartieren. Ich werde immer mehr meiner selbst mächtig. Ein weiterer Schritt zur persönlichen Freiheit ist getan.

Wahrnehmen, Denken, Intuition und das Tun

Das Video von Kurt Tepperwein „Vom Denken zum Wahrnehmen“ nehme ich zum Anlass eines kleinen Exkurses.

https://www.youtube.com/watch?v=JZfBooUNAFQ

In der Meditation wird als Einstimmung gerne die Aufmerksamkeit zum eigenen Atem gelenkt. Was dabei geschieht, ist gleich ein Mehrfaches. Einerseits richten wir unsere Gedanken auf ein klares Objekt: unseren Atem. Andererseits erlaubt es uns gleichzeitig, mehr wahrzunehmen, weil andere Gedanken nicht Platz finden, während die Konzentration auf dem Atem liegt.

Gerne möchte ich ein persönliches Erlebnis teilen. Während einer Übung hatte ich die Aufgabe, mich mit einer Schnecke zu identifizieren, ganz Schnecke zu sein in der vollen Langsamkeit. Jede Bewegung war komplett kontrolliert und heruntergebremst, langsam. Das Sprechen geschah in Zeitlupentempo; die Kopfbewegungen, die Augenbewegungen, einfach alles wurde extrem langsam ausgeführt. Das Denken war ebenfalls damit beschäftigt, eine Schnecke zu sein, bis ich schlussendlich auch das Denken bremste. Plötzlich hörte ich die Wanduhr im Raum ticken und die Vögel draussen pfeifen. Die Wahrnehmung war gesteigert. Ich rückte dem SEIN-Zustand durch Entschleunigung näher. Ich kam in die reine Wahrnehmung. Ein schöner Zustand für eine Auszeit, zum Kräftesammeln. In meinem Erlebnis habe ich mich mit der Schnecke verbunden, bin Schnecke geworden.

Den SEIN-Zustand zu erreichen ist der halbe Weg. Ich bin im Punkt der Ruhe und des reinen Beobachtens. Dann erwacht der Unternehmer in mir, der Forscher, der Denker, der Schöpfer, der Macher. Und hier wird es spannend. Es folgt die Aufgabe des bewussten Tuns ohne Ablenkung. Eine eigene Absicht verfolgen. Das Denken ist immer dabei, bewusstes, kontrolliertes Denken, welches ein geistiges Tun ist.

Störeinflüsse kommen von innen oder von aussen, so dass ich unter Umständen nicht mehr fokussiert bin. Sich erneut besinnen und dranbleiben ist der Weg. Bin ich total neben den Schuhen, dann muss ich erneut rein in die Besinnung, atmen und mich auf den Atem konzentrieren. Der Kreislauf beginnt von neuem.

Dann stellt sich mir die Frage: Warum soll ich ausgerechnet den Atem zur Fokussierung nehmen? Ich kann mich irgendeiner Sache widmen, dort mit meinem Bewusstsein dranbleiben, so lange wie möglich oder nötig. Das nennt sich schlicht Konzentration. Ich bin dort, wo ich mit meinen Gedanken bin.

Der Punkt ist: Ich darf mich selbst nicht verlieren. Darum ist die Konzentration auf den eigenen Atem dienlich. Dreimal einatmen und aktiv rauspusten, was das Zeug hält, und ich bin wieder bei mir. Dies ist eine einfache Abwandlung einer Baummeditation.

Bin ich in der reinen Meditation, bewege ich mich je nach Fähigkeiten in anderen Sphären, in anderen Dimensionen. Im Alltag ist die Aufmerksamkeit im Tun, im Raum und in der Zeit.

Durch mein Tun – das Denken selbst ist ebenfalls als ein Tun zu verstehen – entwickle ich mein bewusstes Schöpfer-SEIN nach innen und nach aussen, wo immer ich bin. Das SEIN rückt dadurch immer näher in meine Situationen im Alltag. Der SEIN-Zustand wird irdischer.

Was im erwähnten Video von Kurt Tepperwein zu ergänzen ist, ist die wahre Natur des Denkens selbst. Denken bringt Klarheit in die Situationen, in denen ich mich befinde. Ich denke auch, wenn ich in meditativen Zuständen bin. Ich denke unter Umständen bewusst im Traume. Mein Denken ist nicht an den Stoff gebunden. Es kann sich daraus befreien. In der Anthroposophie wird vom reinen Denken gesprochen. Reines Denken AnthroWiki

 

Das Denken gibt mir Einblick in die geistigen Gesetze, in die Zusammenhänge. Durch das Denken kommen mir Ideen, Geistesblitze, Geschenke des Himmels. Durch das Denken erkenne ich den Sinn einer Sache. Ich erkenne und komplettiere meine einfache Wahrnehmung mit der Idee des Objektes. Dies ist für mich im Alltag äusserst wichtig. Es ist mir wichtig, den Sinn einer Sache zu erkennen.

Wenn ich in meditativen Zuständen in ’null Komma nichts‘ den Sinn erkenne, stelle ich mir vor, es würde ein Licht im Raum angeknipst, und alles ist je nach Wahrnehmungsgrad viel klarer. Will ich die geistigen Gesetze in ’null Komma nichts‘ erkennen, so geschieht dies durch ein zur Wahrnehmung hin transformiertes Denken, durch Intuition.

Bewege ich mich zum Beispiel als Mathematiker in der geistigen Welt, fallen in dem Sinne Wahrnehmen und Denken zusammen. Ohne das Denken ist mir diese Welt verschlossen. Wir können von einer Denkwelt oder, noch stärker, von einer Geistwelt sprechen. Wenn mein Denken kontrolliert ist, bewege ich mich in dieser Welt. Ist mein Denken nicht kontrolliert, so werde ich von einem Wespennest von Gedanken getrieben. Das reine Beschreiben eines Sachverhaltes oder das Artikulieren, Aussprechen, verlangt eine Ausbremsung meines Gedankenflusses.

In meinem Buche DAS BEWUSSTE Schöpfer-Sein (dasbewussteschoepfersein.ch) finden sich weitere Zusammenhänge. Das Fundament bildet dabei das nicht so einfach zu lesende Buch „Die Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner.

Unter folgenden Wikipages gibt es aus anthroposophischer Sicht noch mehr Hinweise:
 

Spirituelles Bewusstsein AnthroWiki

Kapitel: Das Denken des Geheimwissenschafters

„Das Denken des Geheimwissenschafters ist ein anderes, es ist ein solches, das Einheiten ergreift, große Zusammenhänge auf einmal überschaut, es ist durchlebte Erfahrung, ein Schauen von höheren Wirklichkeiten. Der Mensch macht sich einen gemeinschaftlichen Begriff aus Einzelheiten. Der Geheimwissenschafter bekommt einen intuitiven Begriff auf einmal durch innere Erfahrung und ist nicht darauf angewiesen, soundso viele einzelne Erfahrungen zu machen. Es ist so, wie ein Mensch, der zum Beispiel einen Löwen gesehen hat, sich den Begriff ‚Löwe‘ machen kann.

So bekommt der Geheimwissenschafter auch den Begriff von astralen und mentalen Wesenheiten auf einmal, weil er die Dinge auf einmal schaut. Für alle geistigen Dinge gibt es Urbilder. So wie der Maler ein bestimmtes intuitives Bild im Kopfe haben und nach diesem Bild hundert Bilder malen kann, so gibt es auf den höheren Planen für alle Dinge Urbilder, die der Hellseher schaut. Das Lesen in den Urbildern der Dinge, in den geistigen Urgründen, nennt man im Okkultismus: Das Lesen im zehnblättrigen Buche.“ (Lit.:GA 89, S. 289)